FC Slovan Liberec | Der Stadionmodellbauer Holger Tribian im Interview
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14.06.2017

Der Stadionmodellbauer Holger Tribian im Interview

Richard Walde
Holger baut mit seiner Frau Veronika zusammen Stadionmodelle. Begonnen hat alles als die beiden von 1998 bis einschließlich 2004 in Liberec gelebt haben. Der gebürtige Holländer und die in Liberec geborene Tschechin haben damals das Stadion U Nisy errichtet und bis heute insgesamt drei Modelle fertiggestellt. Der Bau des vierten Modelles, des aktuellen Stadion U Nisy, wird auch bald abgeschlossen sein. Heute leben der 51-jährige Holger und seine 39-jährige Frau Veronika in Duisburg und betreiben eine eigene Firma – Stadionmodellbau-Tribian.
Wir haben mit dem Baumeister gesprochen und dabei Interessantes erfahren.

Wie bist du dazu gekommen, Stadionmodelle zu bauen? Es hätten ja auch Schiffe oder Flugzeuge werden können, oder?

Ich habe mal Schiffe gebaut, denn ich bin Binnenschiffer von Beruf. Als wir nach neun Monaten an Bord mal wieder den Winter in Liberec verbrachten, kam Veronika im Jahr 2000 darauf, dass ich doch auch Fußballstadien bauen könnte. Zu dieser Zeit wurde gerade das U Nisy neu gebaut. Das hab ich dann als erste Vorlage für ein Modell genommen. Das Modell gibt es natürlich heute auch noch. Schon damals stellte ich eine Regel auf, an die ich mich bis heute halte. Unsere Stadien sind nämlich immer im Maßstab 1:100.

Aktuell baust du das Stadion ja ein zweites Mal. Warum?

Das erste Modell diente einzig und alleine dazu zu lernen und zu testen, wie man so etwas baut, da es kaum Erfahrungswerte gab. Bis heute gibt es keinen weiteren, der Stadionmodelle so akribisch und in so einer Detailtiefe in der Größe baut. Das zweite U Nisy verfügt jetzt auch wie die anderen Modelle über jeden einzelnen Sitz, jedes Geländer, Flutlichtstrahler, usw. Es wird später zum Bestaunen bei uns bleiben, denn wir bekommen sehr oft Besuch von Vereinsfunktionären. Da brauchen wir ein Modell zum Vorzeigen, denn die anderen Stadien sind in Duisburg und Hamburg öffentlich ausgestellt und werden wohl nie wieder zurückkommen.

Das U Nisy kommt nach Fertigstellung in eine gläserne Tischvitrine, die wir als Wohnzimmertisch nutzen werden. Diese ist so konzipiert, dass sie auch als Ausstellungsvitrine dienen kann. Deshalb kann das Modell auch z.B. für einige Zeit in Liberec ausgestellt werden.

Hast du für die Planung den Computer genutzt oder ohne Vorlage losgelegt?

Ich habe mithilfe der Internetseite mapy.cz das Stadion genau von oben anschauen können. Dort gibt es auch eine Messfunktion, das heißt ich konnte alles genau ausmessen. Die genaue Anzahl der Sitze konnte ich problemlos über das Onlineticketcenter in Erfahrung bringen. Die Feinheiten wurden dann anhand von unzähligen Fotos gesichtet.

Welche Materialien verwendest du für den Bau?

Hauptsächlich besteht das Modellstadion aus Holz, weil Holz viel schöner aussieht als Plastik. Es sieht angemalt viel eher nach Beton aus und ist beim Transportieren auch viel stabiler. Für die Dächer nehmen wir außerdem Acrylglas, denn man soll ja von oben ins Stadion hineinblicken können. Das ist auch der einzige Unterschied zu den originalen Stadien.

Und dann kommen noch die Felsen aus Styrodur dazu, die es so nur in Liberec gibt. Die jeweils drei Schichten Material wurden  dann von Veronika vergipst und dann von Hand modelliert. Der Rasen ist herkömmlicher Modellrasen, der eigentlich für Modelleisenbahnen verwendet wird. In ihn lassen sich sehr schön die originalgetreuen Mähstreifen einarbeiten. Die Flutlichtmasten bestehen aus Alurohren, in denen sich die vielen Kabel unsichtbar verlegen ließen.

Wann wird das Stadion U Nisy fertig sein?

Nach insgesamt 2500 Arbeitsstunden, die dann in das Projekt geflossen sein werden, wird es in circa drei Monaten fertig sein. Darauf freuen wir uns schon jetzt sehr!

Welche Modelle hast du außerdem bereits fertig gestellt und wie sind diese bei den Vereinen angekommen? Wurden die Modelle ausgestellt?

Die Vereine sind begeistert. Das erste perfekte Stadion war die MSV-Arena in Duisburg, dass sich nun in einem Duisburger Einkaufszentrum für jeden zugänglich befindet. Dann folgte das neue Millerntor-Stadion des FC St. Pauli, welches sich jetzt im Museum des FC St. Pauli befindet. Für diese Stadien haben wir ein Figurenprojekt gestartet, so dass sich jeder als Figur im Stadion verewigen kann. Außerdem vermarkten wir sehr erfolgreich in Zusammenarbeit mit den Vereinen und dem Museum die Bandenwerbung im Modell.

Welches davon war die größte Herausforderung und welches Projekt liegt dir am meisten am Herzen?

Die größte Herausforderung war ganz klar das Millerntor, weil jede Tribüne anders gebaut ist. Besonders schwierig war dabei die so einfach aussehende Haupttribüne, denn dort sind beispielsweise viele Sitze nicht hintereinander, sondern wie in alten Kinos von Reihe zu Reihe versetzt. Das heißt, ich musste alles noch genauer als gewohnt ausmessen. Auch die Außenfassade der Südtribüne, die aussieht wie eine Burg, war eine große Herausforderung, wobei das eindeutig Schwierigste die Kita-Ecke zwischen Haupt und Südtribüne war. Ja wirklich, der FC St. Pauli hat einen großen Kindergarten in seinem Stadion.

Selbstverständlich liegen uns allebisher von uns gebauten Stadien sehr am Herzen. Wobei das U Nisy natürlich ein Stück Heimat für uns darstellt und wir zudem den Verein FC Slovan Liberec immer in unserem Herzen tragen werden.

Hast du schon ein neues Projekt in Aussicht?

Wir hatten zwar schon Anfragen von großen deutschen und österreichischen Vereinen, aber so große Projekte bringen auch immer Probleme mit sich. Zum Beispiel müsste ich weiteres Personal einstellen, eine kleine Halle mieten und so weiter. Ich möchte die Stadien lieber wie gewohnt in Ruhe und in perfekter Qualität mit meiner Frau bauen. Ich baue zudem lieber das, was ich bauen möchte, als etwas bauen zu müssen. Uns geht es auch jetzt, wo das einstige Hobby zu einer Firma geworden ist, nicht um das schnelle Geld, sondern der Spaß am Stadionmodellbau soll weiter im Vordergrund stehen.

Wie kann man dich erreichen, wenn man sich für deine Modelle interessiert?

Wir haben eine sehr schöne Internetseite und sind auch auf Facebook vertreten. Dort finden sich auch alle Bilder zu den einzelnen Arbeitsschritten. Wir freuen uns, wenn ihr mal bei uns vorbeischaut!


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