Geschichte
Vor 1958
Die Geschichte des Reichenberger Fußballs begann schon 1899 mit der Enstehung des ersten Fußballklubs, des Reichenberger FK (RFK - 1904 umbennant in RSK). Da Reichenberg bis 1945 eine Stadt mit überwiegend deutscher Bevölkerung war, wurden natürlich auch die Fußballklubs zuerst hauptsächlich von Deutschen gegründet, die auch ihre eigenen Wettbewerbe hatten.
Der erste tschechische Fußballklub SK Liberec entstand erst nach dem 1. Weltkrieg, am 11. Mai 1919. Im Jahr 1922 wurde der ursprünglich deutsche FK Rapid Ober Rosenthal (enstanden zehn Jahre davor) in den tschechischen Klub SK Rapid Horní Rùžodol umgewandelt. Am 27. Februar 1934 änderte der SK Liberec seinen Namen in Slavia Liberec. Dies geschah vor allem deshalb, weil die tschechischen Fußballer in der Stadt den slawischen Charakter des Klubs in einer Zeit stärker hervorheben wollten, in der im benachbarten Deutschland das nazistische Regime bereits für die Tschechoslowakei und ganz Europa eine ernste Bedrohung darstellte. Die damals zwischen Rapid und Slavia herrschende Rivalität lässt sich durchaus mit jener vergleichen, die heute zwischen den berühmtesten Prager Klubs, Sparta und Slavia, besteht - auch wenn Ausmaß und Bedeutung damals natürlich geringer waren.
Im Jahr 1938 kam es zur Unterzeichnung des Münchner Abkommens, in dem die Regierungschefs von Großbritannien, Frankreich, Italien und Deutschland die damalige Tschechoslowakei dazu zwangen das Sudetenland an Deutschland abzutreten. Der Anschluss Reichenbergs an das so genannte Großdeutsche Reich bedeutete für den tschechischen Fußball eine sieben Jahre andauernde unfreiwillige Pause.
Nach dem Ende des 2. Weltkriegs und nach der Befreiung der Tschechoslowakei im Jahr 1945 erhielt Reichenberg, das fortan nur noch Liberec hieß, den Charakter einer tschechischen Stadt. Am 10. Juni 1945 spielten die Kicker von Slavia Liberec ihr erstes Nachkriegsspiel. Am 15. Juli 1945 trafen sich im Hotel Radnice die Vertreter der tschechischen Grenzlandklubs, die ihre Tätigkeit wieder aufgenommen hatten. Bei diesem Treffen wurde - für alle verbindlich - vereinbart, dass jeder Grenzlandklub in der Liga weiterspielen sollte, in der er bis 1938 aktiv war. Slavia Liberec wurde somit nach dieser siebenjährigen Zwangspause wieder in die I. A-Klasse eingeteilt, Rapid Horní Rùžodol in die II. Klasse (die viert- und fünft-höchste Spielklasse).
In den Nachkriegsjahren kam es zu einer eigenartigen, heute schwer verständlichen Situation. Rapid Liberec erkämpfte sich 1953 unter seinem Namen Kolora den Aufstieg in die erste Liga. Aufgrund einer unüberlegten Neuorganisation des tschechoslowakischen Körpererziehungs- und Sportbereichs blieb der Verein Kolora in der zweiten Liga, während der Klub Slavoj Liberec, der ursprünglich unter dem Namen Èechie gegründet wurde, administrativ der ersten Liga zugeordnet wurde. In dieser Zeit absolvierte Slavia lediglich Regionalbewerbe.
Diese Neuorganisation erzeugte in Reichenberg verständlicherweise böses Blut. Nach einem Jahr war für Slavoj der Abstieg aus der ersten Liga besiegelt. Drei Jahre später erkämpfte sich Kolora den Aufstieg in die erste Liga neu. Doch auch diese Mannschaft konnte sich hier nicht halten und musste nach einem Jahr in die zweite Liga absteigen. Jede Begegnug zwischen Kolora bzw. Jiskra, wie sich der Klub später nannte, und Slavoj Liberec, der dazwischen mit Slavia fusionierte, wurde zu einem außergewöhnlichen Prestigewettkampf.
Seit 1958
1958 fiel die Entscheidung über die Auflösung von Jiskra und die Zusammenführung beider Teams in einen einzigen Klub mit der Absicht, so wieder in die erste Liga aufsteigen zu können. Obwohl dieses Ziel sowohl unter den Fußballern selbst, als auch unter den Fans sehr widersprüchliche Reaktionen hervorrief, und sich die Mitglieder von Slavoj ursprünglich ausdrücklich dagegen aussprachen, änderte sie ihren Standpunkt letztendlich doch noch - und so entstand am 12. Juli 1958 der neue Klub Slovan Liberec. Mit dem Namen des Klubs deklarierten die Fußballer den tschechischen Charakter des Klubs und auch die Region, der er zuzuordnen war.
Der allererste Gegner des neu zusammengestellten Teams war Spartak Praha Sokolovo, wie sich der heute unter dem Namen Sparta Praha bekannte Klub damals nannte. Slovan verlor diese Begegnung 0:3.
Trotz aller Bemühungen gelang dem Slovan Liberec der ersehnte Aufstieg in die erste Liga lange Zeit nicht. In einigen historischen Etappen konnte sich der Klub nicht einmal in der zweiten Liga halten und spielte nur in regionalen, Divisions- und Drittliga-Begegnungen. 1970 gelang Slovan die Rückkehr in die zweite Liga, in der damals fünf tschechische, eine mährische und zehn slowakische Mannschaften spielten. In den Osten des Landes, nach Bardejov bzw. Michalovce, reisten die Reichenberger Kicker sogar per Flugzeug. Im Jahr 1971 bemühte sich Slovan erneut um einen Aufstieg in die erste Liga - wiederum vergeblich. Danach kam es noch zweimal zu einem Abstieg und darauffolgenden neuerlichen Aufstieg in die zweite Liga.
Nachdem der Klub eine wirtschaftliche Krise überwunden hatte, in die er nach den politischen und gesellschaftlichen Veränderungen des Jahres 1989 geraten war, bot sich für Slovan Liberec die Chance, endlich in die höchste Liga aufzusteigen. Nach dem Zerfall der Tschechoslowakei (1993) stiegen die besten sechs Mannschaften der zweiten Liga in die neu gegründete erste Liga Tschechiens auf. Slovan hatte es endlich geschafft - der Klub stieg vom fünften Zweitligaplatz in die erste Liga auf.
Die größten Erfolge erzielte der Reichenberger Klub einige Jahre später. 1999 und 2000 gelang Slovan der zweifache Aufstieg bis ins Cup-Finale des böhmisch-mährischen Fußballverbands (ÈMFS). Zuerst unterlag Slovan seinem Gegner Slavia Praha 0:1 in der Verlängerung. Danach besiegte Slovan den Zweitligaklub Baník Ratíškovice 2: und sicherte sich damit erstmals in seiner Geschichte die UEFA-Cup-Teilnahme. Nach der Jahrtausendwende erkämpfte sich der Slovan Liberec drei tschechische Meistertitel (2002, 2006 und 2012). Den fünfzigsten Geburtstag konnte Slovan in der Spielsaison 2007/2008 mit einem Pokalsieg feiern. Im Cup-Finale unterlag er aber Sparta Praha nach einem Elfmeterschießen.
Die bisherige Bilanz des Klubs in Europapokalen lautet: 35 x Sieg, 19 x unentschieden und 26 x geschlagen. Der Slovan Liberec kämpfte zweimal um die Qualifikation für die Champions League, doch der Klub konnte sich weder gegen den AC Mailand noch gegen Spartak Moskau durchsetzen - obwohl der italienische Riesenklub am Fuß des Jeschken 1:2 verloren hatte. Dieser Sieg vom 28. August 2002 ist zweifellos der berühmteste in der Geschichte von Slovan Liberec, auch wenn letztendlich der AC Mailand aufgrund des einen auf Reichenberger Rasen erzielten Tores aufstieg. Im UEFA Cup schaffte Slovan in der Spielsaison 2001/2002 den Aufstieg bis ins Viertelfinale, wo der Klub dann von Borussia Dortmund ausgebremst wurde.
Bisher konnte der Slovan Liberec in Europapokalen folgende Klubs ausschalten: IFK Norrköping, Slovan Bratislava, Celta Vigo, Real Mallorca, Olympique Lyon, Dinamo Tbilisi, Ipswich Town, Shamrock Rovers, Racing Santander, FK ZTS Dubnica, Roda Kerkrade, FC Nantes, Beitar Jerusalem, CZ Beograd, FC Vaduz, Shakhter Karagandy, Skonto Riga, FC Zürich, Udinese Calcio, SC Freiburg, Estoril Praia und MFK Košice.
Jan Nezmar ist bis heute der beste Europacuptorschütze (12) und Ligatorschütze (62) von Slovan.. Neben ihm zählen noch Ladislav Maier, Martin Hašek, Libor Janáèek, Josef Lexa, Pavel Èapek, Roman Týce, Leandro Hernán Lazzaro Liuni (ARG), Martin Jiránek, Tomáš Janù, Jiøí Štajner, Václav Koloušek, Jiøí Štajner, Ivan Hodúr (SVK), Antonín Kinský, Petr Papoušek, Miroslav Holeòák, Jan Polák, Marek Èech, Tomáš Zápotoèný, Filip Hološko (SVK), Andrej Keriæ (CRO), Michal Breznaník (SVK), Theodor Gebre Selassie und Michael Rabušic zu den herausragendsten Spieler-Persönlichkeiten der neuzeitlichen Geschichte des Reichenberger Fußballs.
Slovan in der ersten Liga
Saison | Platz | Trainer |
---|---|---|
2021/2022 | 9. Platz | Pavel Hoftych / Luboš Kozel |
2020/2021 | 6. Platz | Pavel Hoftych |
2019/2020 | 5. Platz | Pavel Hoftych |
2018/2019 | 6. Platz | Zsolt Hornyák |
2017/2018 | 6. Platz | Jindøich Trpišovský / David Holoubek |
2016/2017 | 9. Platz | Jindøich Trpišovský |
2015/2016 | 3. Platz | Jindøich Trpišovský |
2014/2015 | 12. Platz | Samuel Slovák / Jiøí Kotrba, Josef Csaplár / David Vavruška |
2013/2014 | 4. Platz | Jaroslav Šilhavý / David Vavruška |
2012/2013 | 3. Platz | Jaroslav Šilhavý |
2011/2012 | 1. Platz | Jaroslav Šilhavý |
2010/2011 | 7. Platz | Josef Petøík / Petr Rada |
2009/2010 | 9. Platz | Ladislav Škorpil / Josef Petøík |
2008/2009 | 3. Platz | Ladislav Škorpil |
2007/2008 | 6. Platz | Michal Zach / Ladislav Škorpil |
2006/2007 | 4. Platz | Vítìzslav Lavièka |
2005/2006 | 1. Platz | Vítìzslav Lavièka |
2004/2005 | 5. Platz | Stanislav Griga |
2003/2004 | 6. Platz | Ladislav Škorpil, Josef Csaplár / Stanislav Griga |
2002/2003 | 4. Platz | Ladislav Škorpil, Josef Csaplár |
2001/2002 | 1. Platz | Ladislav Škorpil, Josef Csaplár |
2000/2001 | 6. Platz | Ladislav Škorpil |
1999/2000 | 8. Platz | Ladislav Škorpil |
1998/1999 | 9. Platz | Josef Petøík / Ladislav Škorpil |
1997/1998 | 5. místo | Jiøí Štol / Josef Petøík |
1996/1997 | 5. Platz | Jiøí Štol |
1995/1996 | 7. Platz | Vlastimil Petržela / Jiøí Štol |
1994/1995 | 4. Platz | Vlastimil Petržela |
1993/1994 | 9. Platz | Vlastimil Petržela |